Mit der RS660 in Hockenheim beim Einsteigertraining

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Motorrad
RS 660
Modelljahr
2021
Am 10.06.2025, dem „Pfingstdienstag“, sind wir (meine Tochter, ihr Freund und ich) in aller Früh bei frischen 11 °C von Neckarsulm nach Hockenheim auf Achse zum „Getting Started“ Training von Speer aufgebrochen. Beide Juniors hatten sich vor zwei Jahren mit dem offenen Führerschein ältere Supersportler ohne jegliche Fahrhilfen zugelegt und wirkten damit bei Ausfahrten auf der Landstraße zugegebenermaßen ein wenig überfordert. Nicht gut. Daher habe ich nach geeigneten Trainings gesucht, um hier Abhilfe zu schaffen und bin bei Speer fündig geworden.

Nach der Anmeldung im Fahrerlager wurden Kennzeichen und Spiegel demontiert bzw. abgeklebt, als auch alle Lichter verdunkelt. Die R6 RJ11 meiner Tochter und die GSX-R 750 K8 ihres Freundes wurden anschließend den Zubehör Endschalldämpfern geschuldet, einer Geräuschprüfung unterzogen. Die Gixxer unterbot die 98 dB sogar ohne dB-Eater, die IXS-Anlage der R6 war mit 97 dB knapp drunter – Puuh! Hatte im Vorfeld da schon Bedenken, das meiner ohnehin nervösen Tochter, jedoch nicht mitgeteilt. 25 Teilnehmer waren für Getting Started im Rahmen des Track days gemeldet. Nur 21 sind erschienen. Für die Anwesenden perfekt, da fünf Instruktoren zur Verfügung standen. Nach dem Briefing um 8:30 Uhr erfolgte die Gruppeneinteilung. Alle, welche die Hand gehoben hatten auf die Frage, wer schon mal oder mehrfach auf einer Rennstrecke war, wurden in die Kategorie 1 eingeteilt. Somit wurde ich den wenigen Knieschleifern zugeteilt. Wenig später saßen wir im Infield des Motodroms auf einer abgehalfterten SV 650 mit Stützrädern. Der erste Kollege war nach wenigen Runden mit Knie und den Schubkarrenrädern an den Auslegern am Boden, was den Druck auf mich nochmal erhöhte. Bin dann direkt danach aufgesessen und habe dann nach ein paar Runden und Korrekturen in der Sitzhaltung ersten zaghaften Bodenkontakt mit den jungfräulichen schwarz lackierten Holzknieschliefern, was ich mit einem Jubelschrei unter dem Helm quittierte. Rechtsherum, meine nicht Schokoladenseite hat das leider nicht funktioniert. Auf jeden Fall war ich nach ein paar Minuten Kreisbahn schon ordentlich durchgeschwitzt (das Wetter war ja an sich optimal) und noch nicht wirklich zufrieden. Mein Lebensziel als Motorradfahrer im fortgeschrittenen Alter - „entspanntes Knieschleifen“ – hatte ich doch noch verfehlt. Es gab dann wider Erwarten noch einen zweiten Durchgang in dem der Knoten im Hirn zumindest Linksrum geplatzt ist. Wohlwissend, dass mit den Auslegern wirklich nichts passieren kann, habe ich mich „einfach“ reingelegt, Knie raus und habe mehrere Runden mit den Rollen am Boden am Stück den Schleifer zerspannt. Ein sehr, sehr gutes Gefühl. Wirklich erstaunlich, was auf einem normalen Asphalt so geht. Rechtsherum habe ich zumindest den Stiefel angeschliffen und die Räder aufgesetzt. Der Instruktor meinte dazu später, dass ich wohl der glücklichste Mensch beim Training war 😊. Spannend wäre noch gewesen den abgesteckten Kreis mit dem eigenen Bike ohne Sturzversicherung zu bewältigen. Sollte ich dem Veranstalter mal vorschlagen. Anschließend wurden Vollbremsungen eingeübt. Keine Notbremsungen, sondern eher so 80-90 % Bremsungen. Nicht wirklich spektakulär, aber ohne Frage nützlich, da man dies im Straßenverkehr Gott sei Dank nur selten anwendet. Hatte vorher schon zur Nachbargruppe rüber geschaut und gesehen, wie meine Tochter mit ihrer ABS-losen 2006er R6 ein schönes Stoppie hingelegt hatte. Da freut sich der Senior. Noch mehr begeistert war ich darüber, dass beide Youngster ihre Knieschleifer in der Kreisbahn „geschädigt“ hatten. So ein Schräglagentraining, gerne auch isoliert ohne Rennstrecke, ist jedem nicht knieschleifenden Motorradfahrer wärmstens zu empfehlen. Hatte das eigentlich schon länger auf meinem Zettel.

Nach einer weiteren Theorieeinheit, die überwiegend aus Flaggenkunde bestand – da hätte man etwas mehr draus machen können – ging es dann um 13.30 Uhr auf den großen Kurs. 2023, bin ich zuletzt die verkürzte IDM-Variante bei einem verregneten Trackday mit der Aprilia gefahren und bin damals nicht so richtig in den Flow gekommen (sie mein Beitrag hier im Forum). Die Spitzkehre nach der Parabolica ist mittlerweile, wie auch ein paar andere Stellen endlich neu asphaltiert. Da hatte ich Jahre zuvor bei der MOTORRAD-Kurvenschule noch auf der R1 keinen sauberen Strich gefunden. Diesmal mit der handlichen RS und ihren elektronischen Helferleins hat es deutlich besser gepasst, neue Reifen (der Dunlop Sportsmart MK4), neue passende Kombi und vor allem Topwetter haben mich von Beginn an deutlich stressfreier fahren lassen. Zwischen den Turns gab es Feedback und die richtige Linie wurde auf einem Ausdruck der Strecke diskutiert. Im zweiten Turn wurde das Tempo auf ein Level, angezogen was ich von dem getting startet Format gar nicht erwartet hätte. Nun ja, wir waren ja auch die Schnellsten unter den Langsamen. Musste die Gänge auf der langen Geraden dann auch schon voll ausdrehen (einfach cool mit dem Quickshifter), um an der modifizierten R1 (RN14) des Instruktors dranzubleiben. Ich habe somit mit dem leistungsschwächsten Bike das Max-Tempo dort vorgegeben. Die Traktionskontrolle war an mehreren Ecken immer wieder beschäftigt. Bin ausschließlich "Dynamic" gefahren. Hätte die ATC sicher in Individual noch etwas abmildern können. Einmal hatte ich mich versehentlich in "Commute" verirrt und dachte da erstmal an ein motorisches Problem als der Vortrieb ausblieb. Auch das hat eine Weile gedauert, sich auf dem Neuzeit-Motorrad daran zu gewöhnen, in Schräglage schon tüchtig Gas geben zu können. Bei gleichem Tempo in der Gruppe waren zwei Kollegen übrigens immer wieder mit dem Knie am Boden, ich jedoch mal wieder nicht. Kreisbahn mit Auslegern und Rennstrecke mit dem viel höheren Kurvenspeed sind da doch nicht ganz vergleichbar. Etwas schade, der Hintern und vor allem der Oberkörper müssen einfach weiter rein in die Kurve. Dazu auch wieder mal klares Feedback vom Instruktor. Bräuchte wohl am besten ein Begleitfahrzeug mit einem Spiegel neben mir 🤦‍♂️. Eigen- und Fremdbild weichen nach wie vor ein wenig ab. Immerhin haben wir meist zwei langsamere Gruppen in den 3x 20 min überrundet. D.h. für jedes Fahrkönnen findet sich eine passende Gruppe. Diese wurden zudm nachkalibriert. Fordern ja, unter- oder überfordern nein - passt. Den dritten und letzten Turn sind wir ohne den üblichen, ründlichen Wechsel des Hinterherfahrenden gefahren. Ich hatte die Ehre als schwächstes Glied der Fünferkette die vollen 20 min hinter dem Instruktor her zu fahren, was mich ungemein motivierte nicht abreißen zu lassen.
Um 17 Uhr durften wir dann ziemlich dehydriert bei 25 °C, erschöpft, aber hochzufrieden die Fahrzeuge wieder strassentauglich machen, um wieder die Heimfahrt anzutreten.

Fazit:
Während bei mir die Lernkurve nur flach, aber immerhin noch steigend, verläuft, haben sich die Fahrkünste der Rookies an nur einem Tag erheblich verbessert. Vor allem mein
"Schwiegersohn" hat in kürzester Zeit eine richtig gute Körperhaltung entwickelt, wie man seit heute auf der Seite des Profifotografen besichtigen kann. Diese steile Entwicklung mitzuerleben, war echt großes Kino - made my day :).

PS: Noch eine Warnung. Wollte das Mia Live tracking aktivieren und habe hierzu mein iPhone in die Quadlockhalterung hinein gedreht. Das Handy hielt sich dort gerade mal eine halbe Runde lang im ersten turn, um sich dann auf der Parabolica bei ca. 190 km/h im hohen Bogen zu verabschieden. Daraufhin wurde es dann noch umgehend überrollt. Wenigstens wurde niemand getroffen und das Ding war schon betagte fünf Jahre alt. Keine Ahnung, ob es nicht richtig eingerastet war. Sehr Schade, gerade die Schräglagen hätten mich schon sehr interessiert.
 
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